Zitate von Comenius
Zum Ölgemälde von Gustav Sýkora (1889 - 1966) zu Johann Amos Comenius.
Es hängt im Museum von Uherský Brod (dt. Ungarisch Brod) in Tschechien.
Die DCG dankt Museumsleiter Magister Petr Zemek für die Bildfreigabe und weitere Hinweise.
Lit.: Jeřábková, Blanka a Kovářová, Helena. Comenius - Meisterhaft ins Bild gesetzt: (Comenius-Bildnisse und ihre Wirkungsgeschichte) = Jan Amos Komenský - mistrovsky vyobrazený: (podobizny Komenského a jejich vliv vdějinách umění). Přerov: vydáno vlastním nákladem, 2020. Strana 121-180, hier S. 167, s. Anm. 177f. ISBN 978-80-270-9881-1.
Comenius und der Weltfriede
Zitate von Johann Amos Comenius.
Genauere Literaturangaben am Ende dieser Datei.
Wir klagen über die Verworfenheit unserer Zeit und über die Vermehrung der Verwirrung in allen Ständen, Geschlechtern und Altersstufen. Wir versuchen auch, einander zu verbessern in Häusern, Schulen, Kirchen und Staaten. Alle Menschen wollen wir überall, auf mannigfache Weise, meist mit Gewalt, wieder instandsetzen. So sehen wir allenthalben Eltern ihre erwachsenen Kinder mit Knütteln züchtigen, wir sehen, wie die Herren ihre Untergebenen mit Gefängnis, Schwert, Strang und Rad in Schach halten. Ja selbst die Könige verfahren mit ihren Untertanen auf macchiavellistische Weise, sie betrügen und überlisten sie. Diese wiederum rächen sich an ihren Königen und stiften Unruhe und Rebellion. So ist die Welt voll von Krieg, Gewalt und Unglück. (Pampaedia, 9. Kapitel, 3).
Was ist das für eine Tollheit, dass wir uns überall gegenseitig bekämpfen? Dass weder Berge, noch Flüsse, noch Seen, noch Meere, noch die Hemisphäre selbst uns voreinander sichern können? Wie aus einer anderen Welt fallen wir einander an, um als Genossen gleicher Natur uns zu berauben, voneinander zu trennen und zu verderben. (Panegersia, 6. Kapitel, 11).
An Stelle der Liebe und Lauterkeit herrschen Hass unter uns und Feindschaft, Krieg und Mord. An Stelle der Gerechtigkeit herrschen Unterdrückung, Unrecht, Schimpf, Diebstahl und Räuberei. [...] Wenn es für das verderbte Menschengeschlecht eine Heilung gibt, dann liegt sie vor allem in einer vorsichtigen und sorgfältigen Erziehung der Jugend, wie zur Erneuerung eines Gartens neue Sträucher gepflanzt werden müssen. (Didactica Magna, Einleitung, 11, 19).
Schändlich ist vor allem die Lust am Kriegführen, die unglücklicherweise jetzt in Gewohnheit steht. Darüber sagt ein großer Mann [= Erasmus] treffend: Oft pflege ich mich zu wundern, welcher Wahnsinn die Menschen anficht, dass sie mit so großem Eifer, mit soviel Kosten und unter so großen Gefahren sich gegenseitig ins Verderben stürzen. Was gibt es denn anderes im ganzen Leben als Krieg? Im allgemeinen bekriegen sich Tiere nicht, nur die Bestien, und auch diese kämpfen nicht untereinander, sondern mit Tieren anderer Art. Sie kämpfen mit ihren Waffen, nicht wie wir mit teuflisch ausgedachten Maschinen. Sie kämpfen nicht aus beliebigen Gründen, sondern um Arterhaltung und Nahrung. Unsere Kriege aber entstehen meist aus Anmaßung, Wut, Begierde und ähnlichen Krankheiten der Seele. Endlich kämpfen die Tiere nicht bis zur gegenseitigen Vernichtung so wie wir, da so viele Tausende zusammenströmen.
(Panegersia, 6. Kapitel, 12).
Fortwährende Kriege, Morde, Kämpfe aller mit allen, Zusammenstöße in Gedanken, Willensbetätigungen, Reden und Taten, nehmen sie nicht überhand? Fürwahr, der ganze Erdkreis, alle menschlichen Gemeinschaften, größere und kleinere, sind nur Kampfplätze für Streite. (Panegersia, 5. Kapitel, 9).
Denn hättet ihr den Krieg nicht angefangen, wären Eure Schatzkammern und Staatskassen nicht so erschöpft, wäre nicht der Großteil Eurer Untertanen in solche Not geraten, wären nicht soviel tausend tapfere Männer gestorben, nicht so viele Schiffe (Burgen gleich erbaut) samt einer riesigen Masse von Gütern in die Meerestiefen versenkt, nicht soviel Christenblut mit den Meereswogen vermischt, wären nicht so viele Schiffe durch Feuer vernichtet und Gaue, Städte, Inseln verloren gegangen usw. Wenn die eine oder andere Seite prahlt, ein paar Feinde (doch welche Feinde? Wehe! Brüder und Nachbarn!) umgebracht zu haben, so soll sie ihrerseits nachzählen, wie viele tausend der ihren sie verlor. (Angelus pacis, Abschnitt 12).
Das Wohl des Volkes soll das oberste Gesetz jeder Republik und jedes Königreichs sein. Darum ist alles einzustellen, was die menschliche Gesellschaft zu beunruhigen, zu verwirren und zu beschweren vermag oder was die Bande der allgemeinen und der privaten Sicherheit zerreißen könnte. Dabei stehen an erster Stelle Kriege, denn im Krieg gibt es kein Heil. Darum und weil es künftig keine Gelegenheit geben soll, zu Feindschaft und Kriegen zurückzukehren, sollen die Waffen vernichtet werden, wie Gott bei Jesaja 2,4 fordert. Ebenso geschehe es mit blutrünstigen Vorschlägen, aus denen nur die Bedrohung der Staaten durch Feuer, Schwert und Zerstörung hervorgeht. (Panorthosia, 24. Kapitel, 1).
Wer also nicht den Toren oder den Böswilligen zugerechnet werden will, der muss sich wünschen, dass es eher allen gut gehe als nur ihm allein als einzelnem, als nur den wenigen die ihm nahestehen, oder nur seinem Volke. [...] Wer sich daher nicht ernstlich wünscht, dass es der ganzen Menschheit gut gehe, der vergeht sich an ihr. (Pampaedia, 2. Kapitel, 10).
Grundlage des friedvollen Zeitalters wird eine allgemeine Politik sein, die, soweit möglich, menschliche Weisheit bei der Leitung der Menschennatur auf vollkommene Weise zur Geltung bringt, durch deren Gewalt bei allen Menschen alles in Frieden erhalten werde, damit kein Mensch von wo auch immer beunruhigt und es ihm so ermöglicht wird, in Ruhe zu leben und möglichst frei die allgemeine Freiheit zu genießen [...]. Das Ziel dieser Politik wird sein, die Völker der Welt nach der Beseitigung von Kriegen und selbst der Ursachen zu Kriegen in Eintracht zu versammeln. (Panorthosia, 12. Kapitel, 1 und 4).
Auch sollen alle Menschen in Ehren leben dürfen, und niemand sollte Schmach erleiden: einmal, weil der Mensch als das höchste der Geschöpfe auch bei Gott selbst am meisten geachtet ist, und zum anderen deshalb, weil jeder Mensch sich gegen die Schmach sträubt und sich leicht zur Vergeltung für die erlittene Geringschätzung hinreißen läßt. Daraus entstehen dann Streit, Krieg, Mord und anderes Elend ohne Ende. Wir müssen deshalb danach trachten, dieses alles schon von vornherein zu verhüten, indem die Würde auch nicht eines einzigen Menschen verletzt wird. (Pampaedia, 3. Kapitel, 24).
Es kommt in hohem Maße darauf an, dass die Menschen lernen und auch fähig werden, in eigenem Ermessen die recht erkannten Dinge frei auszuwählen und darüber zu verfügen, damit das Bild Gottes im Menschen nirgends getrübt werde, am wenigsten dort, wo er sich am meisten der Ebenbildlichkeit nähert: in der Freiheit des Wählens. Wird den Menschen diese Freiheit genommen, werden sie gezwungen, ihren Willen fremder Entscheidung unterzuordnen, dann wird aus dem Wollen das Nicht-Wollen, aus dem Menschen ein Nicht-Mensch. (Pampaedia, 3, 20).
Hominem ad humanitatem esse formandum ostenditur ...
Niemand glaube also, dass wirklich Mensch sein kann, wer sich nicht als Mensch zu verhalten gelernt hat, das heißt zu dem, was den Menschen ausmacht, herangebildet worden ist. Das wird an allen Dingen der Schöpfung deutlich, die doch dazu bestimmt sind, dem Menschen zu dienen, aber doch zu ihrer Bestimmung nicht gelangen, wenn sie nicht durch unsere Hand dafür zubereitet werden. [...] Es zeigt sich also, dass alle, die als Menschen geboren worden sind, der Unterweisung bedürften, eben weil sie Menschen sein sollen und nicht wilde Tiere, rohe Bestien oder unbehauene Blöcke. (Didactica Magna, 6. Kapitel, 3, 10).
Denn wir Heutigen haben mehr zu lernen als unsere Väter, wenn wir ihnen an Vollkommenheit gleichkommen wollen. Jene philosophierten nur in einer Sprache, und zwar der ihres Volkes, wir aber müssen so viele Sprachen lernen! Jene begnügten sich allein mit der Philosophie oder mit der Theologie; vor uns aber öffnet Gott all seine Schatzkammern. Sie hatten nur wenige Jahrhunderte hinter sich, deren Geschehnisse sie sich vergegenwärtigen sollten; wir müssen hingegeben den Lauf aller Jahrhunderte, die sich nun bald ihrem Ende zuneigen, kennenlernen. Sie erfreuten sich fast ruhiger Zeiten; unser Zeitalter dagegen ist voll vom Lärm der Ereignisse. (Pampaedia, 9. Kapitel, 6).
Wenige Eltern nur sind überhaupt imstande, ihre Kinder etwas Rechtes zu lehren. Teils haben sie es selbst nicht gelernt, teils setzen sie es beiseite, weil ihr Sinn nach andern Dingen steht. Auch unter den Lehrern gibt es nur wenige, welche der Jugend das Gute auf rechte Weise eingeben können. [...] Daher wächst die übrige Jugend ohne die gehörige Fürsorge auf, wie wildwachsende Bäume, die niemand anpflanzt, bewässert, stutzt und geradezieht. Darum erobern wilde und zügellose Sitten und Gewohnheiten die Welt, die kleinen und großen Städte, alle Häuser und alle Menschen; ihre Leiber und Seelen quellen über von toller Verwirrung. Wenn heute Diogenes, Sokrates, Seneca oder Salomo wieder unter uns erschienen, sie würden nichts anderes vorfinden als zu ihrer Zeit. (Didactica Magna, Einleitung, 27-29).
Denn weise hat der gesprochen, welcher sagte, die Schulen seien Werkstätten der Menschlichkeit, indem sie eben bewirken, dass der Mensch wirklich Mensch werde, das heißt gemäß unseren obengenannten Zielen: 1. vernünftiges Geschöpf, 2. Geschöpf, das die anderen Geschöpfe und sich selbst beherrscht, 3. Geschöpf, das die Wonne seines Schöpfers ist. (Didactica Magna, 10. Kapitel, 3).
Nicht nur die Kinder der Reichen und Vornehmen sollen zum Schulbesuch angehalten werden, sondern alle in gleicher Weise, Adlige und Nichtadlige, Reiche und Arme, Knaben und Mädchen aus allen Städten, Flecken, Dörfern und Gehöften. (Didactica Magna, 9. Kapitel, 1).
Pampaedia meint die auf jeden einzelnen des ganzen Menschengeschlechts bezogene Pflege. Sie richtet sich in ihren Maßnahmen nach dem Ganzen (universalis) und führt den Menschen in die Vollkommenheit seines Wesens (cultura) ein. [...] Unser Vorhaben läßt sich in drei Bezugsrichtungen aufteilen. Zunächst wünschen wir, dass in dieser vollkommenen Weise nicht nur irgendein Mensch, wenige oder viele zum wahren Menschentum geformt werden, sondern alle Menschen, und zwar jeder einzelne, jung und alt, arm und reich, adelig und nichtadelig, Männer und Frauen, kurz jeder, der als Mensch geboren ist. So soll künftig die ganze Menschheit dieser vervollkommnenden Wartung zugeführt werden, alle Altersstufen, alle Stände, Geschlechter und Völker. (Pampaedia, 1. Kapitel, 1, 6).
Inständig ersuche ich vielmehr darum, dass niemand mit vorschnellem Urteil gegen uns losziehe, um zu verurteilen, bevor er versteht. Das befürchte ich nicht ohne Grund. Ich weiß nämlich, wie leicht, ja geradezu hemmungslos manche, bezaubert von den großen Namen der Alten, alles, was neu geboten wird, als reine Phantasterei verwerfen und als unwürdig empfinden, es auch nur anzuhören oder anzusehen. (Prodromus pansophiae, 115).
Wenn also auch in unserem Jahrhundert in der Theologie und Philosophie so viele Sekten entstehen und so viele himmelweit verschiedene Auffassungen von den Dingen gehegt und mit größter Hartnäckigkeit verfochten werden, was bedeutet das, wenn nicht den sichersten Beweis dafür, dass alles an Wissenschaft, womit unser Jahrhundert prahlt, noch ins tiefste Dunkel der Unwissenheit getaucht ist? (Prodromus pansophiae, 11).
Warum verachten wir denn einander? Wir sind alle Bürger einer Welt, ja alle ein Blut. Einen Menschen hassen, weil er anderswo geboren ist, weil er eine andere Sprache spricht, weil er anders über die Dinge denkt, weil er mehr oder weniger als du verstehst, welche Gedankenlosigkeit! Lassen wir ab davon! Denn wir sind alle Menschen, also alle unvollkommen, uns allen muss geholfen werden, und wir sind dafür allen Schuldner. (Panegersia, 11. Kapitel, 22).
Ich wende mich an alle. Ein jeder möge sich zu Gehör bringen. Zu euch, ihr Gelehrten, möchte ich sprechen, ihr, die ihr der Menschheit Erzieher, Mitwisser des Planes und auf der Suche nach Mitteln Gefährten seid! An euch, ihr Theologen, möchte ich mich wenden, ihr, die ihr die vornehmsten Verächter des Vergänglichen seid und die anderen zur Unsterblichkeit führt! Ihr Könige, Fürsten und Obrigkeiten als der Menschheit Ernährer, sorgsamste Hüter und Wächter guter Ordnung, euch rede ich zu! [...] Weil man diese Beratung gleichsam mit allen Völkern der Erde vornimmt [...], mit Völkern, die durch Meinungsverschiedenheiten vornehmlich in göttlichen Dingen zerfallen und voneinander entfremdet sind. So wollen wir vorsichtig sein, keine Fehler machen, keine Irrtümer begehen und niemand direkt oder versehentlich vor den Kopf stoßen. (Panegersia [Vorrede an die Europäer], 32, 33)
Sondern wir wollen, dass man bei der Abfassung eines pansophischen Werkes alle die über Frömmigkeit, Sitten, Wissenschaften und Künste erklärend geschrieben haben anhört ohne Rücksicht darauf, ob einer Christ oder Mohammedaner, Jude oder Heide sei und welcher Sekte auch immer er unter jenen angehört habe, ob Pythagoreer, Akademiker, Peripatetiker, Stoiker, Essäer, Grieche, Römer, alt oder modern, Doktor oder Rabbi, jede Kirche, Synode und Vereinigung — dass man, sage ich, sie alle zuläßt und anhört, was sie Gutes bringen. Dies raten wir erstens, weil das, was wir erarbeiten, eine Schatzkammer der gesamten Weisheit ist, die das Menschengeschlecht gemeinsam besitzen soll. Es ist also recht und billig, dass alle begabten Köpfe, alle Völker, Sekten und Zeitalter hier beitragspflichtig sind. (Prodromus pansophiae, 54-55).
Dem Friedensgericht obliegt es schließlich, dass kein Volk sich gegen ein anderes erhebe und es keinen gebe, der den Kampf oder die Herstellung von Waffen lehrt und dass es keine Schwerter und Speere mehr gebe, die nicht in Sicheln und Pflugscharen umgeschmiedet werden (Jes. 2,4 usw.). (Panorthosia, 15. Kapitel, III).
Der Weltbund der Staatsmänner, das Friedensgericht. Ihm obliegt die Sorge für die menschliche Weisheit bei der Herrschaft über sich selbst auf allen Abstufungen und in allen Ständen oder auch bei den üblichen sich bietenden Gelegenheiten, um die menschliche Gemeinschaft mit ihren vielfältigen Beziehungen in jeder Hinsicht ungestört zu bewahren. Man kann auch sagen, es sei ihre Aufgabe, der Gerechtigkeit und dem Frieden, die von Volk zu Volk über den ganzen Erdkreis zu verbreiten sind, vorzustehen. Ihr Gremium könnte auch Direktorium der Weltmächte, Weltsenat oder Weltareopag genannt werden; am treffendsten aber würde man diese Regenten die Friedensrichter der Königreiche (die höchsten Schiedsrichter des Friedens) nennen; Cicero nannte den römischen Senat den Rat des Erdkreises, aber diese Bezeichnung träfe mit größerem Recht auf dieses Weltgericht zu. (Panorthosia, 17. Kapitel, 1).
Dann wird auf dem ganzen Erdkreis universaler Friede herrschen. Auf allen Seiten werden die Feindseligkeiten aufgehoben sein, aber auch die Gründe dieser Feindseligkeiten, die Uneinigkeiten der Menschen. [...] Die Völkerschaften werden ihre Schwerter zu Pflugscharen, ihre Lanzen zu Winzermessern und die Speere zu Hacken umschmieden. Kein Volk wird mehr gegen das andere das Schwert erheben, und man wird nicht mehr für Schlachten üben (Jes. 2,4; Mich. 4,2). (Via Lucis, 20. Kapitel, 13).
Ich sagte, dass die Welt zusammengerufen werden soll, das heißt alle Stämme und Völker, die unter dem Himmel wohnen, damit sich durch ihre Vermittlung die besten Menschen aus ihrer Mitte aus dem Stande der Gelehrten, der Geistlichen und der Politiker einfänden und dass sich auf diese Weise die Vertreter der Universitäten, Kirchen, Könige und Republiken, also Philosophen, Theologen und Politiker, an den gemeinsamen Beratungen über das Gemeinwohl beteiligen. (Panorthosia, 25. Kapitel, 8).
Es liesse sich auch einrichten, daß sich in jedem Jahrzehnt oder in fünfzig Jahren an einem bestimmten Ort die obersten Mitglieder oder deren Abgesandte gleichsam zu einem Weltkongress treffen, um sich gegenseitig über alles Rechenschaft abzulegen [...]. Der Vorsitzende soll in Europa an einem Ort wohnen, der von allen Seiten zugänglich ist [London]. [...] Einmal im Jahrzehnt sollen sich aus der ganzen Welt alle an einem Ort in Europa, im zweiten in Asien, im dritten in Afrika und im vierten in Amerika treffen. Ein jedes Volk soll eines oder zwei Mitglieder aus jedem Kollegium, nämlich Philosophen, Theologen und Politiker mit den zugehörigen Schreibern entsenden. (Panegersia, 15. Kapitel, 25; XXV, IV).
Das Weltgericht wird die äußere Gewalt der Friedensstörer durch äußere Gewalt bändigen. (Wo nämlich eine Gewalt in Erscheinung tritt, die weder durch das Licht des Verstandes noch durch die Liebe zu Gott noch durch Gottesfurcht aufzuhalten ist, soll sie kraft höchster Vollmacht durch Gewalt unterdrückt werden). (Panorthosia, 25. Kapitel, 10/ IV).
Aber nicht nur den Menschen eines bestimmten Volkes, sondern allen Menschen auf der ganzen Welt sind diese Werkzeuge einer vervollkommnenden Pflege verliehen. Ich meine alle Sinne, die äußeren wie die inneren, mit allen vor ihnen ausgebreiteten Gegenständen; ich meine den Geist, ausgestattet mit der ganzen Rüstung der inneren Wahrheiten, der natürlichen Eingebungen (instinctus) und der allen gemeinsamen Fähigkeiten (notitiae), ich meine das Herz, den Sitz des Gefühls, das die Sehnsucht nach dem höchsten Gute in sich birgt; ich meine auch die Zunge, um sich über das Ganze zu verständigen [...]. Auch möge sich keiner etwa selbst von dieser Veredelung ausschliessen. Es sei denn, er wolle wiederum ein Unrecht begehen, nicht etwa nur an sich selbst als einem Einzelnen, sondern an der Menschheit schlechthin [...]. (Pampaedia, 2. Kapitel, 18, VI, 28/II).
Schließlich soll eine universale Sprache ein universales Gegenmittel gegen die Verwirrung der Auffassungen sein; danach trachten wir nämlich am meisten. [...] Gibt es erst einmal die universale Sprache und haben alle Völker sie zum Gebrauch übernommen, dann wird die Welt für die Gesamtheit ihrer Bewohner leicht zu durchqueren sein, so dass es jedem, der dies möchte, sogar möglich sein wird, ohne weitere Behinderung alle Zonen zu durchreisen und dort zu lehren und belehrt zu werden. (Via Lucis, 19. Kapitel, 12; 20. Kapitel, 7).
Denn was ist wissenschaftliche Bildung ohne Sittlichkeit? Wer vorankommt in den Wissenschaften und dabei zurückkommt in der Sittlichkeit, der kommt mehr zurück als voran. [...] so soll Wissenschaft nicht mit Zügellosigkeit vereint werden, sondern mit Tugend, auf dass eine Pracht die andere vermehre. (Didactica Magna, 10. Kapitel, 17). Gott ladet alle ein, zwingt niemand, duldet alle, verdammt niemand, er hebt sein Urteil für die Zukunft auf. Unser Hass, mit dem wir um der Religion willen gegeneinander eifern, unsere heftigen Religionskriege, zeigen sie nicht die offene Verderbnis? Was ist eine Religion in Waffen? [...] ihre Waffen, mit denen sie sich gegen ihre Feinde verteidigt, sind geistige Waffen, weil sie auch selbst durch und durch geistig und Gott, von dem hier die Rede ist, der Geister heiligster Vater ist. (Panegersia, 5. Kapitel, 27).
Keiner möge sich selbst dadurch täuschen, dass er für sich oder für seine Religion Allgemeingültigkeit beansprucht. Wir sollen nicht hoffen, dass wir einmal zu wahrhafter Einheit, Universalität und Reformation gelangen, solange uns die Überzeugung von der eigenen Vollkommenheit beherrscht. (Panorthosia, 25. Kapitel, 10 II, 1).
Höchstes und heiligstes Ziel dieser universalen Versammlung wird es sein, der ganzen übrigen Welt das Licht, den Frieden und das Heil zu zeigen und durch das vom Himmel in solchem Glanze Gewiesene den Wirrnissen ein Ende zu bereiten, überall einen besseren Zustand einzuleiten und schließlich die Wege des Lichts, des Friedens und des Heils so zu sichern, damit über das Geschlecht der Menschen nie mehr Finsternis, Wirrnis und Verderben kommen können. (Panorthosia, 25. Kapitel, 2).
Quellen:
Angelus Pacis = Comenius, Johann Amos: Angelus Pacis. Hg. von Walter Eykmann, übersetzt von Otto Schönberger (Würzburg: Verlag Königshausen und Neumann, 1993).
Didactica Magna = Comenius, Johann Amos: Große Didaktik. Übersetzt und hg. von Andreas Flitner (Stuttgart: Klett-Cotta Verlag, 1993).
Pampaedia = Comenius, Johann Amos: Pampaedia, Allerziehung. Übersetzt und hg. von Klaus Schaller (Sankt Augustin: Academia Verlag, 2001).
Panegersia = Comenius, Johann Amos: Ausgewählte Schriften zur Reform in Wissenschaft, Religion und Politik. Übersetzt und hg. von Herbert Schönebaum (Leipig: Alfred Kröner Verlag, 1924).
Panorthosia = Comenius, Johann Amos: Allverbesserung (Panorthosia). Übersetzt und hg. von Franz Hofmann (Frankfurt am Main: Peter Lang Verlag, 1998).
Via Lucis = Comenius, Johann Amos: Der Weg des Lichtes. Via Lucis. Übersetzt und hg. von Uwe Voigt (Hamburg: Felix Meiner Verlag, 1997).


