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Wirkungsgeschichte

Die am 15.11.1992 neu gegründete Deutsche Comenius-Gesellschaft (DCG) e.V., „hat sich zum Ziel gesetzt, das geistige Erbe des Johann Amos Comenius durch die Erforschung seiner Werke zu erhalten und die wissenschaftliche Auseinandersetzung damit zu fördern.“ (DCG-Satzung § 2).

 

  1. Gründerpersönlichkeiten

  2. Am Puls der Zeit

  3. Zur Vorgeschichte

  4. Selbstverständnis und Auftrag


1. Gründerpersönlichkeiten

Dr. Werner Korthaase (1937-2008), Leiter der Otto-Suhr-Volkshochschule in Berlin-Neukölln, wirkte als „eigentlicher Motor“ im Sinne des Johann Amos Comenius.

 

In Zusammenarbeit mit Albert Schönleber (1939-2022), Pfarrer im böhmischen Dorf Rixdorf (in Berlin-Neukölln) und Mitarbeiter des Ökumenischen Rats Berlin, und zusammen mit Nachfahren mährischer Exulanten wie dem Ehepaar Manfred (1942-2016) und Beate Motel (1941-2021) aus dem „Förderkreis Böhmisches Dorf e.V.“ und gemeinsam mit anderen Personen, insbesondere auch dem Planer und ersten Leiter des dortigen Comeniusgartens, Dipl. Pol. Henning Vierck, gelang mit der Neugründung ein furioser Neuanfang. Gesetzt war ein wirkungsvoller Impuls für die wissenschaftliche und kulturpolitische Beschäftigung mit Comenius. Der Theologe Dr. Manfred Richter (Berlin), damals Direktor des Evangelischen Bildungswerkes und Präsident des Evangelischen Erwachsenenbildung in Europa, verhalf zu vielschichtigen Vernetzungen.

Alexander Dubček im Comenius-Garten Berlin, dahinter Albert Schönleber


Mit weiteren Mitgliedern des ersten Vorstands, anfangs unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Gerhard Michel, Düsseldorf (1938-2022), dann von Dr. Dr. h.c. Werner Korthaase, leisteten sie die Pionierdienste, auf denen die nachfolgenden Vorstände aufbauen konnten. Das ebenfalls beschlossene Comenius-Jahrbuch erhielt einen bundesweit besetzten wissenschaftlichen Beirat in der Perspektive internationaler Zusammenarbeit zumal mit der tschechischen Comeniusforschung. Der erste Band 1/1993 erschien „Im Auftrag der Deutschen Comenius-Gesellschaft herausgegeben von Gerhard Michel unter Mitwirkung von Jürgen Beer, Werner Korthaase und Klaus Schaller“. In den weiteren Jahrgängen bis 2023 hat sich der an der Herausgabe beteiligten Personen, den Zeitumständen entsprechend, mehrmals geändert.

Die Arbeit der DCG erreichte einen ersten Höhepunkt in der internationalen Tagung 2001 in Berlin, deren Erträge nach mehrjähriger Arbeit in einem umfangreichen Band veröffentlicht werden konnten, der inzwischen als ein Standardwerk zur Comenius-Forschung gelten darf: „Comenius und der Weltfriede – Comenius and World Peace“. Herausgegeben von / edited by Werner Korthaase, Sigurd Hauff, Andreas Fritsch unter Mitarbeit von / with Beate Motel, Jürgen Beer, Philip Devlin, Jiří Beneš, Hans-Holger Schröter. Berlin 2005.


2. Am Puls der Zeit

Zur Deutschen Comenius-Gesellschaft stießen bald Sigurd Hauff, Bezirksbürgermeister von Berlin-Spandau und der Lateindidaktiker Prof. Andreas Fritsch sowie namhafte Persönlichkeiten wie der damalige Regierende Bürgermeister von Berlin Hans Vogel, Bildungssenatorin und Präsidentin des Berliner Abgeordnetenhauses Hanna Renate Laurien (1928-2010) und als Ehrenmitglied Bundespräsident a. D. Richard von Weizsäcker (1920-2015), der dem ursprünglichen Ehrenvorsitzenden Hellmuth Becker, Präsident des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung nach dessen Tod nachfolgte. Verdienste in der Gesellschaft haben bedeutende Comenius-Forscher wie Prof. Dr. Dr. h.c. Klaus Schaller, Comenius-Forschungsstelle Bochum (1925-2015) und der 1990 in Münster zum stellvertretenden Direktor des Comenius-Instituts ernannte und von 1995 bis 2003 als dessen Direktor tätige Prof. Pfarrer Dr. Dr. rer. soc. Christoph Scheilke wie auch der Theologe Prof. Dr. Karl-Heinz-Nipkow (1928-2014), der Pädagoge Dr. Hans van der Linde aus Naarden/Niederlande (1957-2020) sowie gegenwärtige Forscher wie Dr. Jürgen Beer (Brüggen), PhDr. Jiří Beneš (Prag) und Professoren verschiedener Sparten wie Prof. Dr. Walter Eykmann (Würzburg), Prof. Dr. Andreas Lischewski (Alfter), Porf. Dr. Dr. hc. Käte Meyer-Drawe (Bochum) und Prof. Dr. Uwe Voigt (Augsburg).

 

3. Zur Vorgeschichte

Vorgängerin mit Sitz in Berlin war die bereits 1891 gegründete „Comeniusgesellschaft“, die Hunderte insbesondere an der Schulpädagogik interessierte Lehrer und Forscher anzog. In der Zeit des Nationalsozialismus musste die Arbeit jener Gesellschaft eingestellt werden. Rund 100 Jahre nach der Erstgründung, zum 400. Geburtsjahr des Comenius (1992), erkannten die Initiatoren das Erfordernis einer Neugründung nach bedeutsamen Funden und Editionen comenianischer Werke, insbesondere des 1935 durch den ukrainischen Forscher Dmytro Tschyschewskij in Halle entdeckten und in den Kriegswirren geretteten Hauptwerks „De rerum humanarum emendatione consultatio catholica“(„Allgemeine Beratung über die Verbesserung der menschlichen Verhältnisse“). So ergab sich ein deutlich erweitertes Gesamtbild des Comenius, welches die Wertung als eines der letzten Universalgelehrten bestätigte, wie es bereits durch Leibniz und Herder vorgezeichnet wurde. Nach der „friedlichen Revolution“ 1989 war auch in den ehemals kommunistisch regierten Ländern eine freiere Comeniusforschung und Publikation möglich geworden. Die von der 1956 durch die UNESCO gewürdigten Bedeutung des Pädagogen als eines frühen Begründers des Lebenslangen Lernens (LLL) und Vordenkers eines konziliaren Verständigungsprozesses der Christenheit war für europäische und weltweite Zukunftsfragen zur Geltung zu bringen.

 

4. Selbstverständnis und Auftrag

Die Deutsche Comenius-Gesellschaft ist von der Überzeugung getragen, dass theologische Erkenntnisse des Pädagogen, Philosophen und letzten Bischofs der alten Brüder-Unität auch für gegenwärtige Fragen und Probleme der Erziehungswissenschaften und Friedensarbeit wegweisend, ja unverzichtbar sind. Mit Comenius gilt es, Fragen der Humanität im globalen Denken und Leben zu stellen und zu beantworten. Dabei weiß sich die DCG verpflichtet, das Erbe der böhmischen Reformation und Ihrer Weiterentwicklung bei Comenius wachzuhalten und seine nachhaltigen Anstöße in die Gespräche der Gegenwart einzubringen.

 

Von Anfang an bestand gute Zusammenarbeit mit dem im „böhmischen Dorf“ durch Henning Vierck entwickelten „Comenius-Garten“ (s.o.) als Ort der Begegnung (Richardstr. 35 in Berlin-Neukölln). Soweit es die begrenzten Möglichkeiten erlauben, strebt die DCG weiterhin interdisziplinäre, internationale und ökumenische Wirksamkeit an, und zwar in Zusammenarbeit mit den Comenius-Initiativen anderer Länder. 

 

Das seit 1993 erscheinende Comenius-Jahrbuch

 

präsentiert als Forum unterschiedliche wissenschaftliche Beiträge, und bietet eine von Dipl.-Bibliothekar Ulrich Schäfer fortgeführte Comenius-Bibliographie. Die Comenius-Gesellschaft tritt mit Vorträgen, Seminaren und weiteren Angeboten an die Öffentlichkeit.

 

Sie lädt zur Mitwirkung an dem gesamten Spektrum heutiger Herausforderungen ein.